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FIP Frankfurter Privatinstitut für Psychische Gesundheit erstellt Studie zum Thema: „Der Umgang mit Haustieren im ambulant betreuten Wohnen“

Ausgangslage

Seit 2005 unterstützen wir in unserem Bereich „Teilhabe“ Frankfurter und Offenbacher Bürger:innen dabei, trotz Beeinträchtigung möglichst selbstständig leben zu können.

Hierbei ist uns aufgefallen, dass viele Klient:innen Haustiere haben. Dies ist nicht weiter erstaunlich, da in Deutschland in mehr als einem Drittel aller Haushalte Tiere leben. Laut einer Studie der IVH gab es 2021 in 47% der Haushalte mindestens ein Haustier.

Aufgrund der wachsenden Zahl von Heimtieren in der Bevölkerung ist es folgerichtig, dass auch die Mitarbeiter:innen in der aufsuchenden Arbeit der Eingliederungshilfe immer häufiger mit Tieren von Klient:innen konfrontiert werden. Dies kann eine große Herausforderung darstellen:

Der Umgang mit Haustieren von Klient:innen kann für die Fachkräfte emotional besetzt sein. Mitarbeiter:innen können zum einen eine starke Affinität zu Tieren „mitbringen“ und defizitäre Versorgungssituationen in den Wohnungen der Klient:innen vorfinden – bis hin zu Krisen- und Notsituationen. Oft stehen den Klient:innen zudem nur geringe bis keine finanziellen Mittel für Nahrung und tierärztliche Versorgung zur Verfügung, so dass sich die Tiere in schlechter gesundheitlicher Verfassung befinden. All dies kann für die Fachkräfte sehr belastend sein.

Dazu kommt noch, dass die Fachkräfte Ängste vor den Tieren entwickeln können oder Allergien o.ä. haben.

Soziale Arbeit hat den Anspruch, sich adäquat, im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe des Empowerments und der Sozialraumorientierung, gegenüber der Lebenswelt von Klient:innen zu verhalten.

Wenn Klient:innen nun Tiere haben, ist davon auszugehen, dass diese Teil ihrer Lebenswelt sind, denn häufig besteht eine sehr intensive Beziehung zu den Haustieren. Hier stellt sich die Frage nach dem „richtigen“ Verhalten der Miatrbeiter:innen.

Sollen sich die Fachkräfte ausschließlich um die Situation der Menschen kümmern oder auch um die Haustiere?

Tiere werden im Fachdiskurs der Sozialen Arbeit fast ausschließlich im Zusammenhang mit den sogenannten tiergestützten Interventionen (TGI) thematisiert. Bei diesen geht es allerdings meist um die Tiere der pädagogischen Fachkräfte und nicht um die Tiere der Klient:innen.

Es gibt wenig Seminare, Fachveranstaltungen, Fortbildungen und Fachbeiträge und auch in den akademischen Studiengängen finden sich keine konkreten Inhalte.

Demnach gibt es ein Missverhältnis in der Sozialen Arbeit zwischen der Präsenz von Tieren der Klient:innen und dem geringen empirischen und wissenschaftlichen Diskurs.

Studiendesign

Genau dies möchten wir durch die Durchführung einer wissenschaftlichen Studie ändern:

Die Erkenntnisse sollen genutzt werden um Orientierungen und Handlungsrichtlinien für die Mitarbeiter:innen der Eingliederungshilfe zu entwickeln.

Eine quantitative Erhebung, unter Beteiligung der verschiedenen Träger der Eingliederungshilfe im Raum Frankfurt, soll Aufschluss darüber geben, welche Relevanz Haustiere in der Eingliederungshilfe aktuell haben.

Durch leitfadengestützte qualitative Interviews mit Mitarbeiter:innen der Eingliederungshilfe soll vertiefend erfragt werden, wie die Haustiere von Klient:innen im Rahmen der Betreuung erlebt werden.

Fachtag 2023: Haustiere von Klient:innen in der Eingliederungshilfe

Allen Teilnehmenden des Forschungsprojektes werden die Ergebnisse im Rahmen eines Fachtags im September 2023 präsentiert.

Alle Interessent:innen erhalten hier konkrete Handlungsorientierungen für ihre tägliche Arbeit mit Klient:innen, die Haustiere haben. Vor allem bietet der Fachtag die Möglichkeit eines ersten fachlichen Austauschs.

Das Forschungsprojekt und der Fachtag werden von einer unserer Mitarbeiterinnen, Jacqueline Sturm, durchgeführt. Sie ist seit zehn Jahren in der Eingliederungshilfe tätig, langjährige Tierbesitzerin mit Zusatzqualifikationen in der tiergestützten Pädagogik.

Wenn Sie selbst Mitarbeiter:in der Eingliederungshilfe sind und Interesse an diesem Thema haben, entweder um an der Studie teilzunehmen, eigene Erfahrungen zu schildern oder in einem Austausch zu gehen, freuen wir uns über ihre Kontaktaufnahme. Entweder über unser Kontaktformular oder direkt telefonisch bei Frau Sturm (0163 2866485).

Pferd mit Frau und Hund
Jacqueline Sturm mit Selene und Nele

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Literatur

Buchner-Fuhs, Jutta/Lotte Rose (2012): Warum ein Buch zu Tieren in der Sozialen Arbeit? Eine kritische Bestandaufnahme zur Thematisierung der Tiere in diesem Berufsfeld. In: Jutta Buchner-Fuhs/Lotte Rose (Hrsg): Tierische Sozialarbeit. Ein Lesebuch für die Profession zum Leben und Arbeiten mit Tieren. Wiesbaden Springer VS, 9-27.

IVH Industrieverband Heimtierbedarf e.V. (2022): Die Liebe zum Heimtier hält unvermindert an. Online im Internet: Anzahl der Heimtiere in Deutschland – Industrieverband Heimtierbedarf (ivh-online.de) (Stand: 12.09.22)

Rose, Lotte (2015): Tiere und Soziale Arbeit. In: Otte, Hans-Uwe/ Thiersch, Hans (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit. 5. Auflage. München: Ernst Reinhardt, GmbH & Co Kg,1779-1785.

Wesenberg, Sandra (2020): Tiere in der sozialen Arbeit. Mensch- Tier Beziehungen und tiergestützte Interventionen. Stuttgart: W.Kohlhammer GmbH.